Christina und Menelaos sind Mitbegründer der griechischen Lichtdesignfirma Creative Lighting (www.creativelighting.gr). Sie haben sich beide in Großbritannien ausgebildet: Christina studierte für ihren Master an der Royal Central School of Speech and Drama und Menelaos ist Absolvent von Rose Bruford.

Während dieses tristen Sommers hat Christina die Beleuchtung für die gefeierte Produktion "Die Perser" des Griechischen Nationaltheaters entworfen, die im antiken Freilufttheater von Epidaurus aufgeführt wird, wo Menelaos als Beleuchtungsleiter tätig war. Im Moment verbringt Christina ihre Zeit mit der Bewertung von Beleuchtungsprojekten als Mitglied der Jury des ersten Lichtpreiswettbewerbs, der dieses Jahr in Griechenland organisiert wird.

Normalerweise wären beide sehr beschäftigt gewesen, mindestens ein Dutzend Shows vorzubereiten. Christina hätte jetzt eigentlich in Thessaloniki sein sollen und "The Haunted" beleuchten, eine zeitgenössische griechische Oper, von Dimitris Maramis komponiert und in der Thessaloniki Music Hall unter der Regie von T.Papakonstantinou aufgeführt. Die Oper wurde vor zwei Jahren in der Athener Music Hall uraufgeführt. Menelaos wäre jetzt eigentlich auf Tournee.

Robe: Wo seid ihr gerade?

Christina und Menelaos: Wir sind beide in Athen, Griechenland.

Robe: Wie geht es in eurer Region/eurem Land aus dem Lockdown voran?

Christina und Menelaos: Die Dinge entwickeln sich langsam, auf eine seltsame Art und Weise. Nach dem Lockdown, der am 4. Mai endete, durften Open-Air-Shows mit einigen Einschränkungen stattfinden.

Noch immer gibt es keine Neuigkeiten von der Regierung bezüglich der Öffnung von Innenräumen für die kommende Saison. Die Theaterproduktionen haben mit den Proben für die Aufführungen begonnen, aber niemand weiß genau, wann die Theater wiedereröffnet werden und unter welchen Bedingungen hinsichtlich Kapazität, Abständen usw.

Die verringerte Kapazität wird viele Probleme in kleinen und mittelgroßen Spielstätten in Griechenland schaffen. Öffentliche Theater werden wohl gut zurechtkommen, da sie auf öffentliche Gelder zurückgreifen können, aber jeder macht sich wirklich Sorgen um Freiberufler und den privaten Sektor, der von den Einnahmen an den Tickets abhängig ist.

Um ehrlich zu sein, sehen die Prognosen nicht gut aus. So viele Freiberufler sind darauf angewiesen, dass der private Sektor wieder läuft, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Robe: Wie hast du die Zeit während der Isolation verbracht?

Christina und Menelaos: Christina hat das Buch "The Right Light: Interviews with Contemporary Lighting Designers" von Nick Moran gelesen, sich einige Shows auf dem YouTube-Kanal des National Theatre angesehen, wobei "Frankenstein" (beleuchtet von Bruno Poet) der Höhepunkt war, und auch einen Artikel über das Lichtdesignkonzept von "Macbeth" - der letzten Show, die sie vor der Sperre beleuchtet hat - für www.greek-theatre.gr geschrieben.

Menelaos hatte gerade eine neue Lichtkonsole gekauft, bevor der Lockdown verhängt wurde, so dass er genügend Zeit hatte, die tollen neuen Funktionen kennen zu lernen!

Robe: Was sind eure Gedanken und größten Bedenken bezüglich den weltweit abnehmen Lockdowns?

Christina und Menelaos: Wir haben das Gefühl, dass niemand wirklich weiß, was durch dieses Virus passiert!

Wir treten mit Sicherheit in eine neue Ära ein, wir kennen die Regeln der neuen Realität noch nicht, und wir wissen nicht, was wir wann zu erwarten haben, so dass es realistischerweise nicht viel gibt, dass man im Voraus planen kann. Wir müssen konzentriert und aufmerksam bleiben, und vor allem müssen wir Ruhe bewahren und unseren Kindern ein Bewusstsein für die Situation beibringen! Das ist die größte Herausforderung von allen: wie man die jungen Leute nicht zu Tode erschreckt!

Robe: Habt ihr irgendwelche Gedanken / Vorhersagen darüber, wie und wann Live-Veranstaltungen und die Branche wieder starten werden?

Christina und Menelaos: Die Wirtschaftskrise ist ziemlich heftig, und das Problem wird von Tag zu Tag größer. Es geht doch am Ende nur ums Geld. Wenn es kein Geld gibt, um die Welt am Laufen zu halten, dann wird die Zeit in Griechenland wohl einfrieren!

Wir können nicht wirklich sagen, was in der restlichen Welt passieren wird, aber Covid wirkt sich auf zu viele wichtige Finanzsektoren in Griechenland aus: die Tourismusindustrie (Hotels, Restaurants, Bars usw.) ist schwer getroffen, was bedeutet, dass die meisten unserer geliebten Zuschauer wahrscheinlich in ein paar Monaten kein Geld mehr haben werden, um ihre Rechnungen zu bezahlen, so dass sie nicht einmal in Erwägung ziehen werden, ins Theater oder zu irgendeiner Art von Live-Veranstaltung zu gehen!

Die bestmögliche Einschätzung ist, dass die Unterhaltungsindustrie in Griechenland versuchen wird, bis Herbst 2021 wieder auf die Beine zu kommen.

Robe: Wie werden sich eurer Meinung nach Live-Veranstaltungen und die Unterhaltungstechnologie-Branche in einer Welt nach Covid 19 verändern, bevor es einen Impfstoff auf breiter Front gibt?

Christina und Menelaos: Es gibt nicht viel, was die Live-Unterhaltungsindustrie in Bezug auf die Durchführung ändern kann. Live-Veranstaltungen müssen live bleiben.

Es ist ein Live-Erlebnis, das alle Sinne des Publikums anspricht und das nicht durch Livestreaming oder irgendeine andere Art von Bildschirmvorführung ersetzt werden kann.

Wir brauchen den Live-Performer und das Live-Publikum zur gleichen Zeit am gleichen Ort, damit die Live-Show Wirkung zeigen kann: Künstler und Zuschauer sind tief miteinander verbunden; das Publikum beeinflusst/gestaltet die Aufführung tatsächlich.

Im Theater und bei allen Live-Shows steht die Beteiligung des Publikums im Mittelpunkt ihres Seins. Wenn man das Live-Feedback und den Puls des Publikums wegnimmt, dann bin ich mir nicht sicher, was wirklich übrig bleibt.

Robe: Hat euch irgendjemand / irgendetwas seit Beginn dieser Krise besonders inspiriert?

Christina und Menelaos: Andrew Lloyd Webber hat sich freiwillig bereit erklärt einen Impfstoff auszuprobieren, um der Industrie zu helfen und zu beweisen, dass die Theater ein sicherer Ort sind. Was für eine ehrenhafte Tat!

Robe: Eine eigene Frage/Antwort, eine Solidaritätsbotschaft oder etwas, das ihr gerne sagen möchtet?

Christina und Menelaos: Dies sind wirklich harte Zeiten, die wir alle durchmachen, und niemand weiß wirklich, wie lange das noch dauern wird. Wir sollten besser alle auf der sicheren Seite bleiben und sicherstellen, dass wir uns nicht für zwielichtige Projekte anmelden, die nicht alle notwendigen Anti-Covid19-Maßnahmen ergreifen. Wir alle wollen, dass die Shows so bald wie möglich wieder beginnen und laufen, aber dies ist nicht der Zeitpunkt, um Risiken für unsere Gesundheit einzugehen. Gesundheit und Sicherheit sollten oberste Priorität haben, wie es in der Unterhaltungsbranche immer der Fall ist.